Die Silberpfeile aus Eisenach

Die DDR ist mittlerweile seit über einem Vierteljahrhundert Geschichte. Gerne werden zur Motorisierung der ostdeutschen Republik heute die Alltagsklassiker wie Wartburg und Trabant gezeigt, dazu die Motorräder von MZ, Mopeds von Simson und der Transporter Barkas. Wenn es dann auch noch um Renn- und Rallyesport geht, tauchen Werkswagen auf wie der Trabant RS 800 oder auch der Melkus, die Kunststoff-Flunder auf Wartburg-Basis in Kleinserie aus einer privaten Werkstatt.

Dieser AWE-Rennwagen steht im Eisenacher Museum. Das Bild dahinter zeigt links den legendären Rennfahrer Edgar Barth, der nach dem Ende der internationalen Rennambitionen der DDR 1957 in den Westen zu Porsche ging. Er starb 1965 viel zu früh an einer heimtückischen Krankheit. Sein Sohn Jürgen Barth gewann später auf Porsche die 24 Stunden von Le Mans.

Es hat aber auch eine DDR auf rennsportlichem Weltniveau gegeben. Mit Viertakt-Sechszylindern aus Eisenach, die sogar für einen Dreifachsieg vor Porsche auf der Autobahnrennstrecke bei Dessau gut waren!

Gut, da klingelt doch was… Der erfolgreiche Vorkriegs-Sportwagen BMW 328 war schließlich auch in Eisenach gebaut worden, bevor der Krieg alles zunichte machte. In der Nachkriegszeit fand dessen fabelhafter Zweiliter-Sechszylinder-Motor mit 80 bis fast 120 PS, je nach Ausbaustufe, noch Platz in Rennwagen von Veritas amn Nürburgring oder bei Alex v. Falkenhausen (AFM) in München. Im britischen Bristol wurden diese Motoren noch bis 1961 verbaut.

Der delikate 1500er DOHC-Sechszylinder mit Doppelzündung war mit seinen 138 PS absolut konkurrenzfähig.

Die Eisenacher waren stolz auf ihre Tradition. Nach dem Krieg in sowjetischem Besitz, wurden die Vorkriegsmodelle BMW 321 und 327 wieder aufgelegt, außerdem gab es bald den neuen 340, wobei diese Autos nun „EMW“ statt „BMW“ hießen, also „Eisenacher“ statt „Bayrische Motorenwerke“.

Aber die Rennwagen von EMW, die folgten tatsächlich dem neuen Nachkriegsreglement und präsentierten sich mit einem neu konstruierten 1500ccm-Sechszylinder mit doppelt obenliegenden Nockenwellen und einer Leistung von 138 PS! Es ist also ein oft erzähltes Märchen, man hätte damals nur Erfolg haben können, weil die alten BMW-Motoren noch zur Verfügung gestanden hätten.

Die Eisenacher setzten damals auf den Viertakter, so wie auch das AWO-Motorrad 425 mit einem Viertakter ausgestattet war.

Das sogenannte Rennkollektiv ging also auch international an den Start und war erfolgreich unterwegs. Allerdings stoppte die Politik alle Ambitionen. 1957 wurde der Bau von Viertaktern staatlich beendet. Die Eisenacher mussten nun den IFA F9 bauen, der 1941 ursprünglich der neue DKW hätte werden sollen. Danach kam der Wartburg.

Roter Drehzahlbereich bei 7000 U/min. Der Arbeitsplatz im AWE R3. Das spektakuläre Auto wird im Dresdner Verkehrsmuseum gezeigt.

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