Am Wochenende trafen sich so viele Oldtimer-Freunde wie nie zuvor im beschaulichen Bockhorn am Jadebusen bei Wilhelmshaven. Bereits am Samstagmorgen hatte es sich abgezeichnet, als lange Schlangen anstanden, um auf das riesige Gartengelände mit ihren Klassikern gratis einzufahren. Wohltuend ist dabei immer wieder das ganz eigene Publikum. Vielleicht nirgends sonst trifft man auf so viele Familien mit Kindern, und auch manches Auto ging mit einer Besatzung an den Start der Rundfahrt durch Friesland, die im Durchschnitt noch keine 25 Jahre alt war. Und die Jugend fährt im Norden die Autos der 70er. Ford Granada, Opel Kadett B und VW Passat der ersten Serie. Dazu eine erstaunliche Anzahl an österreichischen Puch-Mopeds, die hinterm Nordseedeich scheinbar echten Kultstatus besitzen. Die Szene lebt, und sie hat eine ebenso große wie junge Fraktion, das kann man in Bockhorn live erleben.
Neben den Hunderten Händlern und Tausenden Fahrzeugen gehört natürlich auch das Camping im Umfeld dazu. Abends wurde an allen Ecken gegrillt und gefeiert, morgens traf man sich am Kaffeezelt im Grünen unter Bäumen zum Plausch.
Besonders auffällig ist in Bockhorn auch das sehr bodenständige Spektrum der ausgestellten Fahrzeuge. So viele Brot- und Butter-Autos und -Motorräder wie hier gibt es sonst kaum zu sehen. Porsche-Anteil ganz klar unter einem Prozent! Und so erlebt man dort sehr seltene Ford Taunus 12m P6, Opel Ascona B, VW 411 Variant oder BMW 1802 neben anderen Raritäten aus allen Epochen bis hin zum großen Luxus-Fiat aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Dazu Traktoren und LKW aus dem Alltag der 50er und 60er Jahre, von Hanomag über Tempo bis Unimog und Eicher, Deutz, Opel Blitz, Setra und Co.
Andererseits vermissen die altgedienten Strategen inzwischen das große Angebot an Teilen für klassische Motorräder aus den USA. Für die Harley- und Indian-Szene war der Bockhorner Markt früher für seine Vielfalt berühmt – stellt sich die Frage, ob der Handel für exklusive Teile besonderer Fahrzeuge nicht längst ins Internet abgewandert ist. Das werden wir in Zukunft gezielt beobachten. Text/Fotos: Achim Gandras