Es ist dem Citroën-Händler des Örtchens Lindlar-Hartegasse im Oberbergischen Kreis zu verdanken………

 

Im Herbst 1970 wurde der GS in Paris vorgestellt, GS steht für „Grande Série“, also Große Modellreihe.

Es ist dem Citroën-Händler des Örtchens Lindlar-Hartegasse im Oberbergischen Kreis zu verdanken, dass Frank Jesse heute eine Sammlung historischer Automobile pflegt, die einen ganzen Garagenhof füllen könnte. Damals, in den 1970er Jahren, verdiente sich der junge Frank nach der Schule ein paar Mark hinzu, indem er Neuwagen polierte und kleine Chauffeurdienste auf dem Hof des Händlers übernahm. Ob kleine Ente oder futuristische DS – die damals noch äußerst unkonventionellen Autos des französischen Herstellers haben ihm derart imponiert, dass er noch heute nicht davon lassen kann. Zu seinem privaten Fuhrpark gehören vor allem die großen Citroëns der Vergangenheit – die legendäre Limousine DS, aber auch deren Nachfolger CX, XM und C 6 sowie der Sportwagen SM. Dazu gesellen sich zwei kleinere Modelle: eine Ente und ein GS. Letzterer war einst ein Millionenseller, der die Mittelklasse von Citroën erfolgreich etablierte, ist aber 50 Jahre nach seinem Markteintritt eine Rarität. Frank Jesse, mittlerweile in Köln-Brück zu Hause, hat zum Glück ein Exemplar gefunden, das von Rost und den Härten des Alltags verschont geblieben ist.

Die Technik war damals schon etwas Besonderes und das Platzangebot war richtig gut. Er ist außergewöhnlich komfortabel für einen Mittelklassewagen, damit kann man problemlos längere Strecken fahren.

Deshalb habe ich ihn:

Im Herbst 1970 wurde der GS in Paris vorgestellt, GS steht für „Grande Série“, also Große Modellreihe. Diesen Namen trägt dieses Modell völlig zu Recht, denn insgesamt sind bis 1987 rund 2,5 Millionen davon gebaut worden. Rund 1,9 Millionen davon waren GS, der Rest entfiel ab 1979 auf die Weiterentwicklung GSA und den GS Birotor mit Wankelmotor, von dem aber nur 847 Exemplare gebaut wurden. 1971 wurde der GS „Europäisches Auto des Jahres“, weil er für ein Mittelklasse-Modell sehr viel Innovatives hatte, zum Beispiel die hydropneumatische Federung des größeren Modells DS, aber auch die vier Scheibenbremsen und die Fremdkraftbremse waren für die Mittelklasse völlig unüblich. Dazu kam ein sehr drehfreudiger Vierzylinder-Boxermotor. Auch das Preis-Leistungsverhältnis war sensationell, noch Ende der 1970er Jahre kostete das Einstiegsmodell weniger als 10 000 D-Mark.

Der Motor schnurrt sehr süß, der hat einen eigenen, sehr schönen Boxerklang

Mich persönlich begeistert dieses Fahrzeug, weil mein Vater einen GS von 1978 fuhr, ein sehr schönes Auto mit Schiebedach, braunem Lack und curryfarbenen Sitzen. Das war für die damalige Zeit ein luxuriöser und recht flotter Wagen. Als ich schon so einige alte Citroëns besaß, haben mich Freunde gefragt, was mir denn sonst noch so gefallen würde.  Da habe ich aus Quatsch gesagt: Wenn, dann käme eigentlich nur ein GS 1220 Pallas in der Farbe „Gris nacré“ und blauer Fischgrät-Innenausstattung in Frage. Vor drei Jahren bin ich dann in Amsterdam auf einer großen Citroën-Veranstaltung gewesen, wo zwei GS zu verkaufen waren. Einer davon hatte genau das, was ich mir ausgemalt hatte. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es diesen Wagen in so einem guten Zustand überhaupt gibt. Denn ein GS aus den 1970er Jahren war in der Regel nach fünf, sechs Jahren durchgerostet und wurden verschrottet. Die DS war von Anfang an ein Liebhaberfahrzeug, das oft gehegt und gepflegt wurde. Deshalb gibt es heute noch recht viele davon. Beim GS war das anders: Das war ein Massenmobil, das verschlissen wurde. Mein Exemplar war 35 Jahre in Toulouse unterwegs, bevor er nach Holland in Sammlerhände kam. Der Wagen hat wahrscheinlich noch nie Salz gesehen, daher ist er absolut rostfrei. Es ist eine absolute Seltenheit.

Der TÜV meinte, ich hätte den Wagen sehr gut restauriert. Dabei ist er nicht restauriert, der ist total original. Wie bei allen Autos aus dieser Zeit muss man auch hier sehr auf Rost aufpassen.

Das kann er:

Der Motor schnurrt sehr süß, der hat einen eigenen, sehr schönen Boxerklang. Dieser Klang gehört auch zu meinen Jugenderinnerungen, weil ich so manchen GS über den Hof des Citroën-Händlers meines Heimatorts gefahren habe. Die Technik war damals schon etwas Besonderes und das Platzangebot war richtig gut. Er ist außergewöhnlich komfortabel für einen Mittelklassewagen, damit kann man problemlos längere Strecken fahren.

1971 wurde der GS „Europäisches Auto des Jahres“, weil er für ein Mittelklasse-Modell sehr viel Innovatives hatte, zum Beispiel die hydropneumatische Federung des größeren Modells DS, aber auch die vier Scheibenbremsen und die Fremdkraftbremse waren für die Mittelklasse völlig unüblich.

Das kann er nicht:

Mein Modell gab es leider nur mit einem Viergang-Getriebe. Man fährt deshalb in hohen Drehzahlbereichen. Das ist nicht schlimm, aber für das Ohr ungewöhnlich. Man hat oft das Gefühl, einen fünften Gang zu brauchen.

 

Das habe ich für ihn getan:

Da ich nie ein Auto blind und überhastet kaufen würde, habe ich den GS auf der Veranstaltung in Amsterdam zwar Probe gefahren, die Sache danach aber eine Woche lang sacken lassen. Dann bin ich zurück nach Holland gefahren und habe mir den Wagen zusammen mit zwei technisch versierten Freunden auf der Hebebühne angesehen. Erst danach habe ich ihn gekauft.  Zu diesem Zeitpunkt hatte der GS nur 40 000 Kilometer auf der Uhr. Als erstes habe ich dem Auto zusammen mit einem Kumpel neues Öl, neue Zündkerzen, neue Kontakte und – ganz wichtig – neue Zahnriemen spendiert. Einen Motor, der so schön läuft, mit einem Zahnriemenschaden zu gefährden, das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Auch das moderne Autoradio, das sich im Wagen befand, habe ich durch ein Grundig-Radio aus den 1970er Jahren ausgetauscht. Dazu habe ich dann die passenden, zeitgemäßen Aktivlautsprecher auf der Hutablage verbaut. Aber ohne Löcher in die Ablage zu bohren.

Ein GS aus den 1970er Jahren war in der Regel nach fünf, sechs Jahren durchgerostet und wurden verschrottet. Die DS dagegen war von Anfang an ein Liebhaberfahrzeug, das oft gehegt und gepflegt wurde. Deshalb gibt es heute noch recht viele davon.

Das haben wir erlebt:

Die Leute interessieren sich sehr für dieses Auto, auch wenn es ein eher zurückhaltender Oldtimer ist, der nicht sonderlich auffällt. Aber man sieht ihn einfach sehr selten. Wenn auf Citroën-Treffen 50 DS stehen, dann kommen vielleicht ein oder zwei GS dazu. Der TÜV meinte, ich hätte den Wagen sehr gut restauriert. Dabei ist er nicht restauriert, der ist total original. Wie bei allen Autos aus dieser Zeit muss man auch hier sehr auf Rost aufpassen. Deshalb fahre ich den GS nur bei schönem Wetter. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als der GS von meinem Vater Anfang der 1980er Jahre den Tod auf der Hebebühne erlitten hat. Der Wagen war sechs Jahre alt, als er zum Reifenwechsel auf eine Einstempel-Hebebühne kam, also nur an einer Stelle gehalten wurde. Dabei brach der GS förmlich auseinander. Weil der Wagen komplett  durchgerostet war, hing er vorne runter. Mein Vater hat sich davon aber nicht beirren lassen: Danach hat er sich einen GSA gekauft.

Typ: Citroën GS 1220 Pallas

Baujahr: 1977

Hubraum: 1214 ccm, PS: 58

Zylinder: 4

Verbrauch: Ca. 7-8 Lit er

Höchstgeschwindigkeit: 148 km/h

Gebaute Exemplare: 1,896 Mio.

Neupreis: 12 650 D-Mark

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