VIP – „Very Important Porsches“ im Automuseum Prototyp Hamburg

Im Hamburger Automuseum Prototyp in einem alten Hafenspeicher an der Shanghaiallee 7 kann man noch bis zum 3. April 2016 eine besondere Sonderausstellung erleben.

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Porsche 356/2 -0003, der älteste erhaltene Serienwagen mit einer Karosserie der Gebrüder Beutler aus Thun in der Schweiz. Die Blechschneider hielten sich mit dem Hüftschwung vor dem Hinterrad nicht an die schnörkellose Vorgabe des Porsche-Entwicklers Erwin Komenda.

Die Geschichte der Sportwagenmarke Porsche begann 1948 in Kärnten/Österreich. Während des Krieges war das Porsche-Konstruktionsbüro wegen der Bombengefahr von Stuttgart nach Österreich verlegt worden. Nach Zell am See und Gmünd in Kärnten, wo ein altes Sägewerk bezogen wurde. Die Porsche-Mitarbeiter nannten das Gelände scherzhaft „Vereinigte Hüttenwerke“, denn mehr als ein paar Holzbaracken sind es nicht gewesen.

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Porsche Coupé aus Gmünd in Kärnten von 1949. Alle Fotos: Achim Gandras/o-y-app.com

1948 nun hatte man sich mit der Reparatur von Kübelwagen der ehemaligen Wehrmacht und verschiedenen Schlosserarbeiten über Wasser gehalten, außerdem konstruierten die Ingenieure um Ferry Porsche einen Zwölfzylinder-Rennmonoposto für den italienischen Großindustriellen Piero Dusio. Dann aber wurde der erste Porsche, der 356/1 mit Mittelmotor in Leichtmetall-Roadster-Karosserie gebaut. Erstmals stand nun der Name „Porsche“ auf einem Auto. Was danach kam, ist nun in Hamburg zu sehen.

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Die berühmte Karosseriefirma Gläser aus Dresden wagte nach dem Krieg einen Neuanfang in Westdeutschland. In Ullersricht in der Oberpfalz entstanden ab 1950 insgesamt 243 Porsche 356 Cabriolets. Allerdings hatten sich die Spengler um Gläser-Chef Erich Heuer verrechnet; 1952 musste man die Tore schließen.

Die ersten Serienwagen hatten den Motor wieder hinter der Hinterachse, wie beim VW, und sie wurden bis 1950 noch in Gmünd von Hand gebaut, bis die Amerikaner die Porsche-Räumlichkeiten in Stuttgart endlich wieder geräumt hatten. Die ersten Cabriolets wurden aus Material- und Devisengründen in der Schweiz eingekleidet, bei den Gebrüdern Beutler in Thun. Eines davon ist Porsche Nr. 3, der älteste erhaltene Serienwagen, zu sehen in der Hamburger Sonderausstellung. Ein Coupé aus Gmünd ist ebenfalls ausgestellt, dazu ein Cabriolet mit Karosserie von Keibl in Wien, außerdem einige frühe Modelle aus Stuttgart, Cabriolets von Gläser und Reutter, der legendäre America Roadster und andere mehr, dazu die restaurierte Rohkarosse des ältesten erhaltenen Porsche Coupés aus Stuttgarter Produktion, ein Auto von 1950. Andere Raritäten aus dem Porsche-Umfeld gesellen sich dazu. Ein Spyder von Rometsch mit Heckmotor, der soeben wiederauferstandene zweite Paris-Rom-Wagen Typ 64 von 1939, 356 B Carrera Abarth, 356 B 2000 GS-GT, der legendäre „Dreikantschaber“ von 1963 und andere mehr.

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Ab 1952 erhielt der 356 erste größere Modifikationen. Die geteilte Frontscheibe wich einer einzelnen mit Knick in der Mitte, außerdem gingen die Stoßstangen auf Abstand zur Karosserie und wurden mit Hörnern bestückt. Mittlerweile gab es auch einen leistungsstärkeren 1500er Motor. Dieses Cabriolet ist bereits von Reutter in Stuttgart.

Aber der Fokus sollte auf den ganz frühen Modellen liegen. Einen derartigen Vergleich auf kleinstem Raume, vor allem zu den Unterschieden bei den Cabriolets der verschiedenen Karosseriebauer, ist ein echtes Vergnügen für echte Enthusiasten.

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Der eigentlich schrottreife Zufallsfund aus einer alten Sammlung entpuppte sich als ältestes deutsches Porsche Coupé aus Stuttgarter Produktion. Der fast fertig restaurierte Wagen ist von 1950.

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1953 baute die Karosseriefirma Rometsch einen Porsche Spyder, der im Gegensatz zum Typ 550 keinen Mittelmotor hatte, sondern das 1,1 Liter-Aggregat mit 68 PS hinter der Hinterachse.

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Dieser Paris-Rom-Wagen wurde soeben wieder rekonstruiert. Ein Original ist aus dem Besitz von Otto Mathé erhalten, der mit dem Porsche-Urtypus von 1939 nach dem Krieg noch einige Rennen bestritt. Das zweite Auto wurde von US-GI´s in Zell am See aus Spaß zu Schanden geritten und anschließend verschrottet, wie sich Ferry Porsche einst in seinen Memoiren erinnerte. Allerdings tauchten im Nachlass von Otto Mathé Einzelteile auf, die diesem zweiten Wagen eindeutig zugeordnet wurden. Das Wrack war in Zell am See anscheinend noch ausgebeint worden. Um diese Teile entstand nun der schwarze Typ 64 neu.

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Hamburg, Shanghaiallee 7, zwischen Bahnhof und Elbe. Die Ausstellung „VIP – Very Important Porsches“ ist im Automuseum Prototyp noch bis zum 3. April zu sehen.

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